Prominente Unterstützung für Harris
Rasch nach Bidens Erklärung haben sich Hillary und Bill Clinton hinter Harris gestellt. „Es ist jetzt an der Zeit, Kamala Harris zu unterstützen und mit aller Kraft für ihre Wiederwahl zu kämpfen“, schrieben die demokratische Präsidentschaftskandidatin von 2016 und der ehemalige Präsident in einer Erklärung auf der Plattform X.
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Ist Kamala Harris die Präsidentschaftskandidatur noch zu nehmen? Wie es bei den US-Demokraten nach Bidens Verzicht weitergeht. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Von Nancy Pelosi, der früheren Sprecherin im Repräsentantenhaus und gewichtiger Stimme in der Partei, gab es zunächst kein Bekenntnis zu Harris. Aber am Montag sprach sich dann auch Pelosi für die Vizepräsidentin als Kandidatin der Demokraten aus. „Politisch gesehen gibt es keinen Zweifel: Kamala Harris ist als Frau in der Politik brillant und scharfsinnig - und ich habe volles Vertrauen, dass sie uns im November zum Sieg führen wird“, teilte Pelosi mit.
Auch Verkehrsminister Pete Buttigieg, einer von zahlreichen Demokraten, die als mögliche Vize-Kandidaten für Harris gelten, unterstützte die aktuelle Vizepräsidentin auf X: Er werde alles tun, was er könne, um Harris zur Präsidentschaft zu verhelfen.
„Stark. Furchtlos. Hartnäckig“: Der einflussreiche kalifornische Gouverneur Gavin Newsom unterstützt Harris mit wohlwollenden Worten. „Wenn unsere Demokratie auf dem Spiel steht, ist niemand besser geeignet, sich der dunklen Vision von Donald Trump entgegenzustellen und unser Land in eine gesündere Richtung zu führen, als die Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten, Kamala Harris“, schrieb Newsom auf X.
Auch die Gouverneurin Gretchen Whitmer stellt sich hinter die Vizepräsidentin. „Let’s win this, Kamala Harris“, schrieb sie auf der Plattform X. In ihrem Statement heißt es: Mit Harris hätten die Wählerinnen und Wähler aus Michigan eine Kandidatin, bei der sie sich darauf verlassen könnten, dass ihr Fokus darauf liege, die Kosten zu senken, die Freiheit wiederherzustellen, Jobs und Lieferketten zurück „nach Hause“ zu bringen und eine Wirtschaft aufzubauen, die für arbeitende Menschen funktioniere. All dies stehe im starken Kontrast zu Donald Trump, einem verurteilten Straftäter.Whitmer war wie der Gouverneur Gavin Newsom als Ersatzkandidatin für Harris gehandelt worden.
Ein weiterer wichtiger demokratischer Gouverneur, der sich für Harris ausspricht, ist Josh Shapiro aus Pennsylvania. Der Staat gehört zu den sogenannten Swing States, in denen die Machtverhältnisse häufig zwischen Demokraten und Republikanern wechseln. Zudem gilt auch Shapiro als ein möglicher Vize-Kandidat.
Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge stellen sich auch die 50 Parteichefinnen und Parteichefs der US-Bundesstaaten geschlossen hinter Harris. Sie hätten sich bei einer Telefonkonferenz am Sonntag einstimmig für Harris als neue Spitzenkandidatin ausgesprochen, heißt es Reuters zufolge aus Parteikreisen.
Im Repräsentantenhaus gibt es der Washington Post zufolge bereits eine Mehrheit für Harris: 137 demokratische Abgeordnete hätten sie schon „endorsed“, 75 Abgeordnete nicht oder noch nicht. Von den 51 Demokraten und Unabhängigen im Senat kommen demnach bereits 30 Unterstützer für Harris.
Welche Partei-Prominenten Harris bislang nicht unterstützen
Wer sich bisher nicht klar positioniert hat, ist Ex-Präsident Barack Obama. Er äußerte sich zwar wohlwollend über Bidens Rückzug, sprach aber bislang keine klare Unterstützung für Harris aus. Er sei überzeugt, dass die Parteispitze „einen Prozess entwickeln kann“, aus dem eine Nominierung hervorgehe, schrieb Obama.
Obama hatte sich vor vier Jahren ähnlich verhalten und erst dann seine Unterstützung ausgesprochen, als Biden zum Kandidaten gekürt worden war. Auch dieses Mal dürfte es ihm wieder darum gehen, nicht zu Spaltung und Konkurrenzkampf beizutragen, sondern zu einer starken Schließung der Reihen hinter der Person, die dann am Ende tatsächlich kandidiert. Hinzu kommt womöglich, dass er nicht zu schnell von seinem ehemaligen Vize und langjährigen Freund Biden zum weiteren Wahlkampf übergehen will. So schrieb auch die New York Times unter Berufung auf eine anonyme Quelle, Obama wolle zunächst Bidens Werk feiern, statt „überstürzt zu handeln“.
Von Hakeem Jeffries, dem ersten Demokraten im Repräsentantenhaus, und von Chuck Schumer, dem Mehrheitsführer der Demokraten im Senat, gibt es ebenfalls noch keine Äußerungen.Mit Jeffries hat Harris US-Medien zufolge bereits gesprochen – genau wie mit dem Vorsitzenden der Gruppe schwarzer Kongressabgeordneter, Steven Horsford.
US-Medien zufolge geht es denen, die sich bislang zurückhalten, nicht unbedingt um die Person Harris. Vielmehr wollen sie den Eindruck verhindern, dass Harris der Wählerschaft aufgezwungen wird. Einige, wie etwa der Senator Jon Tester aus Montana, „deuten an, dass sie einen kompetitiven Nominierungsprozess wollen“, so die New York Times.
Entscheiden müssen die Delegierten des Parteitags im August
Noch am Sonntag begannen Harris’ Wahlkampfstrategen und Verbündete, Hunderte demokratische Delegierte des bevorstehenden Parteitags anzurufen und um Unterstützung zu werben, berichtet Reuters. DerNew York Timeszufolge sicherte sich Harris bereits unter anderem die Zustimmung der Delegierten aus North Carolina, South Carolina und Tennessee.Biden hatte in den Vorwahlen in den US-Bundesstaaten mehr als 3800 Delegiertenstimmen gewonnen. Diese sind aber nun nicht verpflichtet, seiner Empfehlung zu folgen und Harris zu nominieren.
Bisher erfolgreichster Tag bei den Parteispenden
Ein gewichtiger Grund für Bidens Verzicht auf eine erneute Kandidatur dürfte die fehlende Unterstützung durch Parteispender gewesen sein. Für viele Geldgeber soll Bidens Auftreten bei einer Spendengala der Wendepunkt gewesen sein. Weitere gingen nach der TV-Debatte und im Zuge der öffentlichen Diskussion über Bidens Alter und aufgrund seines weiteren Absturzes in den Umfragen auf Abstand.
Jetzt scheinen sie die Unterstützung der Demokraten nicht mehr als Geldverschwendung zu bewerten: Der Unternehmer und Linkedin-Mitgründer Reid Hoffman, der zuvor einer der starken Biden-Unterstützer gewesen war, stellte sich hinter Harris. Unterstützung kam auch von Milliardär Alex Soros. Netflix-Gründer Reed Hastings äußerte sich wohlwollend zu Bidens Rückzug, aber drückte noch keine Unterstützung für Harris aus. Er hoffe, so Hastings laut New York Times, dass die Demokraten einen „swing state winner“ aussuchen würden.
Wie die New York Times berechnet hat, sollen am Sonntag etwa 50 Millionen US-Dollar über Act Blue eingegangen sein – ein Rekord in diesem Wahlkampf. Act Blue ist die führende Online-Plattform für Spenden der Demokraten. Mittlerweile hat die Kampagne der US-Vizepräsidentin nach eigenen Angaben 81 Millionen Dollar gesammelt – in nur 24 Stunden. Die Organisation Emily’s List, die speziell Frauen im Wahlkampf unterstützt, sprach sich für Harris aus und richtete auf ihrer Webseite ein Pop-up ein, bei dem per Klick für Harris gespendet werden kann.